»“Kommt nach vorne!“ – Dresden Nazifrei«

Februar 1, 2013 in Spruchbänder

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Beim grandiosen Spiel gegen Hannover 96 zeigten wir zu Beginn der zweiten Hälfte das Spruchband »“Kommt nach vorne!“ – Dresden Nazifrei«. Einigen mag der Werderbezug fehlen, doch hier kommt etwas mehr Input.

Jedes Jahr marschieren (Neo)Nazis zum Jahrestag der Bombardierung der Stadt durch alliierte Bomber im zweiten Weltkrieg durch Dresden. Zeitweise war es der größte Aufmarsch dieser Art in Europa. Die Faschist*innen versuchen dabei die Rolle der deutschen Bevölkerung im zweiten Weltkrieg zu verdrehen, indem sie die deutschen Täter*innen zu Opfern machen. Weil zumindest ein Teil der Menschen das nicht tatenlos hinnimmt, gibt es jedes Jahr große Gegendemonstrationen, die von staatlicher Seite boykottiert werden. In diesem Januar wurde ein Antifaschist zu 22 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt, weil er dazu aufrief „nach vorne“ zu kommen. Ein Solidaritätsaufruf schildert die Geschehnisse so:

„Am Mittwoch fällte Richter Hans Hlavka vom Amtsgericht Dresden ein weiteres der sich fast schon nahtlos aneinander reihenden Skandalurteile der Dresdner Justiz. Tim, Antifaschist, Familienvater mit festem Job, LINKER und Blockierer vom Februar 2011 wurde zu 22 Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt, angeblich, weil er durch sein Schweigen im Prozess eine negative Gefahrenprognose anzunehmen sei. Als Begründung für eine Verurteilung wegen Landfriedensbruch, Körperverletzung und Beleidigung reichte dem Richter eine verpixelte Polizeifilmaufnahme, ein Megaphon in der Hand, der Ausspruch „alle nach vorn“ und die vermeintlich abschreckende Wirkung des Urteils. Dresden habe Ausschreitungen im Februar „satt“ und damit müsse endlich „Schluss sein“. Tim wurde also zur Abschreckung für angebliche zukünftige Gewalttaten verurteilt.“ [http://dresden-nazifrei.com]

Es ist als dramatisch anzusehen, wie in diesem Fall die Unschuldsvermutung aufgehoben wird. Ein Mensch wird angeklagt und verurteilt, obwohl keine Straftat nachgewiesen werden kann. Die Tatsache, dass er vom Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch macht, wird als Eingeständnis der Schuld gewertet.
Zudem verbergen sich hinter diesem Urteil zwei weitere drastische Probleme: Zum einen ist die Justiz in Sachsen analog zur Politik von einem rechtsoffenen Klima geprägt. Zum anderen wird dadurch antifaschistisches Engagement kriminalisiert und mit Repression belegt.

Als antifaschistische Ultragruppe in einer antifaschistischen Fanszene solidarisieren wir uns mit dem Banner und fordern alle auf, sich an antifaschistischen Aktionen zu beteiligen. „Kommt nach vorne“ ist kein Aufruf zu Gewalt, sondern die Basis um ein Lernen aus der Geschichte auch in unserer Welt umzusetzen. Wenn sich niemand den organisierten Kameradschaften, rechten Parteien und der Diskriminierung durch die Mehrheitsgesellschaft entgegenstellt, steuern wir noch heftiger in eine faschistoide Gesellschaft. Das sollte nirgendwo, zuletzt aber in Deutschland geschehen.

Hoffen wir, dass der Geschichtsrevisionismus in Dresden irgendwann aufhört und auch dieses Jahr der antifaschistische Widerstand lebt!