Kommuniqué zum Aktionsspieltag

August 16, 2019 in Allgemein

Moin Werderfans,

mit dem Aktionsspieltag starten wir unseren Protest gegen die Umbenennung des Weserstadions. Wenn am Samstag in der Ostkurve Spruchbänder und andere optische Elemente zu diesem Thema gezeigt werden, setzen wir ein deutliches Zeichen gegen den Ausverkauf der Merkmale, die unseren Verein einzigartig machen. Unter dem Leitspruch „Weserstadion bleibt Weserstadion“ werden wir in den kommenden Jahren unseren Protest zum Ausdruck bringen und dafür sorgen, dass der Käufer den Namen seines Unternehmens nicht in unserer Stadt etablieren wird.

Geschäftsführung und Aufsichtsrat haben sich auf einen Deal mit einem windigen Geschäftspartner eingelassen, der über die lange Vertragslaufzeit in der Außenwahrnehmung einen Zusammenhang zwischen unserem SV Werder und seiner Immobilienfirma herstellen möchte. Das Geschäftsmodell des Sponsors ist die Spekulation mit Immobilien und damit auch mit Wohnraum. Er trägt direkt zu der Steigerung der Mieten bei, die uns alle betrifft und unser Leben beeinträchtigt. Das Unternehmen profitiert von einer sozialen Ungerechtigkeit, die in den letzten Jahren unerträgliche Ausmaße angenommen hat. Die Entscheidung der Vereinsführung für diesen Sponsor ist ein Hohn gegenüber einer der zentralen gesellschaftlichen Notlagen unserer Zeit. Werder Bremen lässt sich als Türöffner des Unternehmens für den norddeutschen Markt instrumentalisieren.
Die Nennung des Firmennamens hat bereits in alle offiziellen Nachrichten des SV Werder Einzug erhalten. Beschilderungen im Stadtbild und die Fassade unseres Stadions werden folgen. Das Image unseres Vereins nutzt der Sponsor als Feigenblatt, um zu verdecken, worum es ihm geht: nämlich um Rendite und Profitmaximierung, nicht um die Erfüllung menschlicher Bedürfnisse, wie ein bezahlbares Dach über dem Kopf. Soziale Verantwortung, so zeigt sich wiederholt, ist für die Geschäftsführung nicht mehr als ein Lippenbekenntnis. Sie dient ihr primär als Slogan zur Außendarstellung.

Der Verkauf der Namensrechte unseres Stadions ist Ausdruck einer besorgniserregenden Dynamik. Alleinstellungsmerkmale werden für schnelles Geld verscherbelt, ohne zu beachten, dass teilweise irreparable Schäden in der Identifikation der Fans entstehen. Ökonomische Aspekte alleine sind nicht die einzigen Faktoren, die die Existenz unseres Vereins sichern. Die Liebe für Grün-Weiß ist in unserer Stadt und weit darüber hinaus verbreitet. Sie hat den Weg aus so mancher Krise geebnet und ist mit Geld nicht aufzuwiegen. Die Liebe für Werder gründet darauf, dass unser Verein unverwechselbar ist. Ihn zeichnet aus, dass er sich in so mancher Frage den Zwängen des Marktes mit klugen Schachzügen entzieht. Das ist eine wichtige Grundlage für die Begeisterung der Fans, die die Mannschaft trägt.

Kein Mechanismus im Fußballgeschäft ist alternativlos. Das hat die Werder-Geschäftsführung über Jahre gezeigt. Wir wissen, dass unser SV Werder in dem harten Konkurrenzkampf in der Bundesliga auf zusätzliche Finanzierungsquellen angewiesen ist. Der Ausverkauf der Identifikationsmerkmale, die Grundlage für Zuneigung und Begeisterung für unseren Verein ist, kann nicht der Weg sein, um etwaige Standortnachteile zu kompensieren.

Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass unser Verein sein Gesicht bewahrt. Wir kämpfen dafür, dass sein unverwechselbarer Charakter erhalten bleibt. In Anbetracht der Entwicklung des Fußballgeschäfts fragen wir uns mit großer Sorge, ab welchem Betrag unser Vereinsname käuflich wäre, sobald die rechtlichen Voraussetzungen hierfür geschaffen sind. Dem Ausverkauf der Merkmale, die unseren Verein einzigartig machen, stellen wir unseren unversöhnlichen Protest entgegen. Das ist erst der Anfang. Unser Protest ist langfristig angelegt und wird auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden.

Infamous Youth und Caillera Ultras im August 2019