Offener Brief an die Geschäftsführung//Benefizkick für Nulldrei

Februar 8, 2018 in Allgemein

Sehr geehrter Herr Hess-Grunewald, sehr geehrter Herr Baumann,

wie Sie eventuell am Rande der Fußballberichterstattung mitbekommen haben befindet sich der „Kultverein“ SV Babelsberg 03 derzeit in einer Auseinandersetzung mit dem Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV). Der Verein wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von knapp 7.000€ verurteilt für Vorfälle beim Spiel gegen Energie Cottbus im April 2017. Grund für diese Strafe sei, so der NOFV, unter anderem „Nazischweine raus!“-Rufe eines 03-Fans in Richtung des Cottbusser Anhangs. Dass diese Rufe jedoch als Reaktion auf rechtsradikale Parolen und Gesten aus dem Gästeblock des FC Energie Cottbus und als Selbstverständlichkeit zu verstehen sind, wird trotz vermehrtem Hinweis auf eine unermesslich hohe Anzahl von verfassungsfeindlichen und volksverhetzenden Äußerungen aus dem Gästeblock vom NOFV gänzlich ausgeblendet und verschwiegen. Insbesondere letztgenannte Äußerungen werden vom zuständigen Sportgericht weiterhin geleugnet, obwohl sie in vielen Videos eindeutig zu hören sind.

Das Vorgehen ist insofern mehr als verwunderlich, sind die Spiele zwischen beiden Teams doch dafür bekannt, dass abseits des Platzes ein Konflikt schwelt, der nicht nur auf der geografischen Nähe beruht, sondern seine Wurzeln auf einer politischen Ebene hat. So steht die Fanszene in Babelsberg für gesellschaftliches Engagement und einen konsequenten Einsatz gegen Diskriminierung und faschistoides Gedankengut. In Cottbus hingegen, wo sich Fanszene und Neonazi-Szene vermischen und Hand in Hand funktionieren, hat man mit dem kompletten Gegenteil zu tun. Der SV Babelsberg 03 sieht die Strafzahlung als nicht angemessen und unverhältnismäßig an, weshalb man auch nach zwei Mahnungen noch nicht weiter auf die Zahlungsaufforderung eingegangen ist. Stattdessen wurden mehrere Klärungsangebote von Seiten des Vereins durch den NOFV ausgeschlagen. Diesem geht es nämlich insbesondere nicht darum die Strafe, die wie üblich bei mehreren „Vergehen“, aufsummiert wurde, in Gänze in Frage zu stellen. Die Geldstrafe für das Abbrennen von Pyrotechnik würde gezahlt werden, die für oben genannten Fall aber nicht. Bis zum 14.02. besteht nun die Möglichkeit einer Stellungnahme vor dem Verbandsgericht. Es besteht trotzdem weiterhin die Gefahr bei einem Festhalten an der Verurteilung aus dem Spielbetrieb ausgeschlossen zu werden. Für diesen Fall würde der 03-Vorstand vor ein ordentliches Gericht gehen. Und an dieser Stelle wünschen wir uns Unterstützung durch den SV Werder.

Vor einigen Tagen ließ man beim SV Babelsberg verlauten, dass man sich ein Benefizspiel gegen einen Bundesligisten im heimischen Karl-Liebknecht-Stadion wünsche, um Gelder zu erwirtschaften, mit denen dann ein Teil der Prozesskosten gedeckt werden kann. In den sozialen Medien sprachen diverse Sympathisant*innen vom FC Bayern, dem FC St. Pauli – zu dem eine langjährige Fanfreundschaft besteht – und von der Borussia aus Dortmund. Doch auch der Name SV Werder fiel immer wieder. Dies wundert uns nicht. Zum einen gibt es eine ähnliche Geschichte der Fanszene, denn auch in Bremen haben wir Fans mit unserem langjährigen Engagement dafür gesorgt, dass Neonazis und faschistoides Gedankengut keinen Platz mehr im Stadion finden, zum anderen ist auch der Verein in Bezug auf gesellschaftliche Themen sehr engagiert. Darüber hinaus bestehen zwischen Werder-Fans und 03-Anhäger*innen gut gepflegte freundschaftliche Kontakte, die sich in gegenseitigen Spielbesuchen, gemeinsamen Fanturnier-Teilnahmen und in viel gemeinsam verbrachter Zeit widerspiegeln.

Wir bitten die Geschäftsführung daher, sich Gedanken zu machen, ob man nicht dem Wunsch des Regionalligisten nachkommt und ein Testspiel/Freundschaftsspiel bestreitet, um somit andere Vereine und ihr gesellschaftliches Engagement zu stärken und zu fördern. Es besteht hier die Möglichkeit einen Verein mit ähnlichen Wertvorstellungen im Kampf gegen rechtes Gedankengut im Stadion zu unterstützen. Ein Ausschluss aus dem Spielbetrieb würde mit ziemlicher Sicherheit das Aus für einen kleinen Verein wie den SV Babelsberg 03 bedeuten und damit auch das Aus für das Engagement des Vereins mit all seinen Projekten wie zum Beispiel die 2014 eingeführte Mannschaft für Geflüchtete „Welcome United 03“, um nur ein Beispiel zu nennen.

Grün-weiße Grüße,

Caillera Ultras

 

Neben unserem offenen Brief gibt es auch einen weiteren von Vert et Blanc Hambourg und dem Fischmob Berlin den wir natürlich unterstützen:

YALLA SVW – BENEFIZKICK MIT NULLDREI!