Spruchbanderklärung: „Sarrazin-Freund*innen raus aus dem Stadion! Havanna Lounge die Loge kündigen!“

November 25, 2019 in Allgemein

Am Samstag zeigten wir im Spiel gegen den FC Schalke 04 das Spruchband „Sarrazin-Freund*innen raus aus dem Stadion! Havanna Lounge die Loge kündigen!“ und möchten im Folgenden den Hintergrund dieses Spruchbands erläutern.

Thilo Sarrazin, (noch) SPD-Mitglied, ehemaliger Berliner Finanzsenator und ehemaliger Vorstand der deutschen Bundesbank sorgte im Jahr 2010 mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ und seinen darin vertretenen völkisch-rassistischen Thesen für eine nachhaltige Verschiebung der Debattenkultur nach rechts. Sarrazin schwadronierte über den Zusammenhang zwischen Genen, Herkunft und Bildungsmöglichkeiten von Migrant*innen und kategorisierte Menschen strikt nach ökonomischen Kosten-Nutzenrechnungen. So forderte er unter anderem, „leistungsunwillige“ und „leistungsunfähige“ Menschen von der Teilhabe an Rechten und Ressourcen weiter auszuschließen. Sarrazin ist daher nicht nur einer der Wegbereiter des aktuellen Rechtsrucks, sondern auch geistiger Brandstifter.

Genau dieser Brandstifter wird am 10. Dezember auf Einladung der Havanna Lounge, welche sich selbst als „Wirtschafts- und Gesellschaftsclub“ bezeichnet, eine Lesung abhalten. Ebendieser Wirtschaftsclub unterhält in unserem Weserstadion eine Loge auf der Südtribüne. Wir fordern deshalb die Geschäftsführung des SV Werder Bremen auf, die geschäftlichen Beziehungen zur Havanna Lounge und dadurch zu Menschen, die geistigen Brandstiftern wie Thilo Sarrazin und ihren völkisch-rassistischen und menschenverachtenden Thesen eine Bühne bieten, einzustellen und sich auf die fast vergessene, aber dennoch oft erwähnte „soziale Verantwortung“ zu besinnen. Geschäftsbeziehungen mit Firmen/Vereinen, die nicht dem „Wertekanon des Vereins“ entsprechen, sind unverzüglich abzubrechen.

Caillera Ultras, November 2019

Winterzeit heißt Kleiderspendenzeit!

November 12, 2019 in Allgemein

Es ist wieder einmal so weit: Die Tage werden kürzer, dunkler und immer kälter und wir alle packen wieder unsere dicken Mäntel, Winterschals und Bommelmützen aus. Doch nicht jede*r hat das Glück, auf einen üppig gefüllten Kleiderschrank zurückgreifen zu können. Deswegen sammeln wir den Rest der Hinrunde über alle Klamotten, die Ihr so erübrigen könnt. Besonders benötigt werden allerdings Herren-Winterbekleidungsstücke. Aber auch Zelte, Schlaf- und Rucksäcke, Iso-Matten sowie alles weitere, was Menschen wärmend durch die Nacht auf der Straße bringt. Auch gut schließende Tupperdosen sind gefragt.

Bringt Eure Kleider- und Sachspenden einfach bei den Heimspielen am 23.11., 08.12. und 17.12. zum »Caillera«-Stand vor dem Ostkurvensaal. Wir stellen diese dann den Bremer Suppenengeln zur Verfügung. Der Bremer Suppenengel e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, dessen Ziel es ist, hilfsbedürftige Personen in sozialen Notlagen zu unterstützen. So gibt es mehrfach in der Woche warme Mahlzeiten und frische Salate sowie das Angebot der Unterstützung beim Umgang mit den Behörden oder der Beratung zur Bewältigung von Krisensituationen. Aber auch die Ausgabe von Kleiderspenden und weitere Hilfsangebote zur kalten Jahreszeit werden durch die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen abgedeckt.

Durchwühlt noch einmal fix euren Kleiderschrank und schaut, was ihr so an warmer Winterkleidung entbehren könnt, damit auch in diesem Winter möglichst wenige unserer Mitmenschen frieren müssen.

Caillera Ultras

Stellungnahme zu den Vorkommnissen am Mittwoch

November 2, 2019 in Allgemein

Der Angriff durch die Polizei in der ersten Halbzeit des DFB-Pokalspiels gegen Heidenheim hat mehrere Verletzte gefordert. Zwei Protest-Banner, die sich gegen den Verkauf der Namensrechte des Weserstadions richten, wurden von den staatlichen Repressionsorganen und dem Ordnungsdienst geraubt.

Aufgrund der Vorfälle war es uns und den anderen Ultràgruppen nicht möglich unsere Mannschaft weiter zu unterstützen. Wir sind traurig und wütend über diesen Umstand. Das brutale Vorgehen der Polizei ist ein direkter Angriff auf das fanpolitische Engagement der Fanszene und die Meinungsfreiheit in unserem Stadion, den wir nicht unbeantwortet lassen konnten. Für uns gibt es nichts Schöneres als in der Kurve zu stehen und unseren SV Werder anzufeuern. Gleichzeitig sind wir keine Dienstleister*innen in Sachen Unterstützung der Mannschaft, die sich alles gefallen lassen. Am vergangenen DFB-Pokalabend blieb uns daher keine andere Wahl als die schmerzhafte Entscheidung zu treffen den Tifo einzustellen und das Stadion zu verlassen.

Aus dem Vorfall ergeben sich für uns einige Fragen, die zeitnah zu klären sind. In erster Linie erwarten wir von der Geschäftsführung des SV Werder eine Antwort darauf, wer den Einsatz veranlasst hat. Hat sich die Polizei wiederholt über das Hausrecht des SV Werder hinweggesetzt oder will die Geschäftsführung den Protesten gegen den Verkauf des Stadionnamens ein Ende mit Schrecken setzen? Welche Rolle spielt der Käufer der Namensrechte des Weserstadions bzgl. des Vorgehens des Ordnungsdienstes und der Polizei?

Zu sprechen sein wird auch über die Stadionmoderation, deren Appell nach unserem Verlassen des Stadions Bände spricht und Konsequenzen haben wird. Fingerspitzengefühl und Objektivität ließen auch die Twittermeldungen der PR-Abteilung vermissen: parallel zu den Vorfällen wurden Falschmeldungen veröffentlicht, die das Potential hatten, die Situation weiter eskalieren zu lassen. So wurde behauptet es habe Angriffe auf Unbeteiligte und Ordner durch Ultras gegeben. Obwohl inzwischen offizielle Mitarbeiter des Vereins erklärt haben, dass es zu keinen Angriffen dieser Art gekommen ist, hat die Social-Media-Abteilung die Meldungen nicht richtiggestellt.

Ein trauriger Nebenaspekt der Geschehnisse ist die Reaktion von Teilen der Ostkurve auf unsere Entscheidung das Stadion zu verlassen. Häme und Gesten des Triumphes brachen sich Bahn. Diese Reaktionen überraschen uns nicht. Wir kennen die Pfeifkonzerte gegen die Mannschaft aus dem Oberrang, wenn es sportlich nicht gut läuft und vergessen auch in besseren Zeiten nicht, wozu ein Teil des Publikums fähig ist. Diese Klientel pöbelte am Mittwoch gegen die Ultràszene. Enthusiasmus entwickeln diese Wutfans nur dann, wenn sie sich echauffieren können. Wir wissen seit vielen Jahren, dass es mit diesen Leuten keine gemeinsame Basis gibt. Viele Versuche der Ansprache sind gescheitert. Es ist bezeichnend, dass es außerhalb des Ultràspektrums kaum ernstzunehmende Organisierung von Werder-Fans gibt. Anstatt sich für Grün-Weiss zu engagieren und sich konstruktiv mit der Ultràszene zu beschäftigen, kriegen diese traurigen Reliquien einer längst vergangenen, schlechteren Zeit vor allem dann das Maul auf, wenn es etwas zu motzen gibt.

Bedanken möchten wir uns für die Solidarität und Unterstützung vieler Werder-Fans. Einige haben sich uns beim Verlassen des Stadions angeschlossen oder aufbauende Worte mit auf den Weg gegeben. Schön, dass ihr da seid! Ein großes Dankeschön auch an die Ultras aus Heidenheim, die sich solidarisierten.

Infamous Youth und Caillera Ultras im November 2019