Covid-19 und der Ligabetrieb
März 13, 2020 in Allgemein
Moin Werder-Fans,
noch vor einigen Tagen saßen wir zusammen und planten unseren Protest gegen das kommende Montagsspiel. Wenige Stunden ist es her, dass wir uns mit der Bedeutung von Geisterspielen und dem weiteren Verlauf der laufenden Bundesligasaison auseinandersetzten.
Grund für den Ausschluss der Fans ist die exponentielle Ausbreitung des Virus „Covid-19“. Städte, Gemeinden oder gar ganze Länder befinden sich im Lockdown und weltweit werden Großveranstaltungen abgesagt. Darunter auch Sportveranstaltungen wie zum Beispiel die NBA, die im nächsten Monat in die Playoffs gehen sollte. Ein Szenario, das nun auch der Fußballwelt bevorsteht.
Wer nun denkt, es folgen einige Zeilen, in denen wir dies kritisieren und die Fortführung der Liga unter normalen Bedingungen fordern, damit wir weiterhin in der Kurve alles für die grün-weiße Equipe geben können, liegt falsch. Sich über die derzeitigen Maßnahmen aufzuregen, ist mehr als fahrlässig und egoistisch, denn es geht dieser Tage um mehr als das eigene Wohlbefinden oder Panikmache in Prepper-Manier. Es liegt derzeit an uns allen, die Risikopatient*innen vor schwerwiegenden Krankheitsverläufen zu schützen und die Überbelastung des ohnehin schon ausgelasteten Gesundheitssystems zu verhindern. Es ist also nur logisch und im Sinne der Gesellschaft, entsprechende Veranstaltungen abzusagen und weitere Maßnahmen zu ergreifen – auch wenn es uns als Fußballfans schwer fallen mag, den Ball in den nächsten Wochen nicht mehr rollen zu sehen.
Womit wir auch schon bei unserem Kritikpunkt angelangt sind. Während Schulen schließen, Universitäten ihren geplanten Semesterstart verschieben, uns die Arbeitgeber*innen nach Hause schicken und große Teile der Sportwelt bereits den Betrieb einstellen, lässt man im Fußball mal wieder auf sich warten. Der DFB, die DFL und ihre Schergen, die in der letzten Woche noch „Spielabbruch!“ schrien und mit dem Finger auf die Kurven zeigten, zeigen nun mal wieder ihr wahres Gesicht. Getreu dem Motto: Komme was wolle, Hauptsache der Rubel … äh … der Ball rollt!, läuft das Geschäft wie gehabt weiter, nur eben unter Ausschluss der Fans. Die soziale Komponente des Fußballs, die schon die Südkurve München in ihrem Kommuniqué betonte, wird dabei in den Überlegungen jedoch scheinbar völlig außer Acht gelassen, denn schon immer zog das runde Leder die Massen in seinen Bann beziehungsweise in die Stadien oder Kneipen. Daran wird auch Covid-19 nichts ändern, wie unter anderem die Champions-League-Partien in Valencia und Paris deutlich machten. Wenn fortan also die Kurven leer bleiben, dann bleibt es nicht aus, dass sich Fans in Kneipen versammeln, um die Spiele in bester Gesellschaft zu verfolgen. Wer vermutet, dass hier kein Virus übertragen werden kann, lebt allerdings hinter’m Mond.
So auch übrigens die fleißigen Sportjournalist*innen, die seit Tagen beliebige Szenarien durchspielen, wie und unter welchen Bedingungen die Saison zu Ende gespielt werden kann oder darüber spekulieren, ob und unter welchen Umständen wohl eine Europameisterschaft in diesem Sommer stattfinden wird. Leute, ahnt euch! Wir sind weder Ärzt*innen noch Virolog*innen, doch die derzeitige Situation sieht nicht nach einem schnellen Ende dieser Pandemie aus. Niemand wird doch wohl ernsthaft daran glauben, dass man die Saison unterbrechen und ohne Probleme im Mai, Juni, Juli oder August fortsetzen, geschweige denn eine EM mit Spielorten in 12 Staaten austragen kann. Vor allem nicht, wenn selbst Spieler, Trainer und weitere Verantwortliche mit dem Virus infiziert sind und sich ganze Mannschaften in Quarantäne befinden. Eine Pausierung des Spielbetriebs bis zum 2. April, was lediglich einen einzigen Spieltag betrifft, kann daher unserer Meinung nach nicht als ausreichende Lösung gesehen werden. Die einzig richtige Lösung kann nur der Abbruch der aktuellen Saison sein, denn die Gesundheit aller ist wichtiger als eine bunte, lebhafte Kurve oder die Gelder aus irgendwelchen TV-Verträgen oder Sponsoren-Deals.
Dass das Land Bremen vorangeht und das kommende Spiel gegen die Leverkusener Werkself daher absagt, ist durchaus als vorbildliche Maßnahme zu bewerten. Umso armseliger jedoch die Aussagen des Innensenators, der das Auftreten der Fanszene, sprich „1000 Ultras“, als Grund für die Absage vorschiebt und damit keine Gelegenheit auslässt, um zu polarisieren. Lächerlich, zeigen doch die bis jetzt veröffentlichten Stellungnahmen und nicht zuletzt auch der Boykott der Montagsspiele, dass dies eine haltlose Vermutung ist. (Aufgrund von Falschmeldungen in der Berichterstattung wurde dieser Teil gestrichen.)
Letzten Endes liegt es jedoch an uns allen, uns solidarisch mit unseren Mitmenschen zu zeigen und durch verantwortungsbewusstes Verhalten die schnelle Verbreitung zum Schutz der Risikopatient*innen einzudämmen. Gute Handhygiene und eine richtige Hust-Etikette sind dabei das Mindeste, das wir tun können.
Caillera Ultras, März 2020