Spruchbanderklärung: »Wer kennt diesen Bild-Hetzer?«

August 28, 2017 in Allgemein, Spieltagsbilder, Spruchbänder

»Erster Fußball-Star fordert Knast für Ultras«. So titelte die Bild-Zeitung am 8. August. Ex-Werderaner Jannik Vestergaard habe diese Forderung aufgestellt. Eine Quelle für diese Forderung lieferte das Boulevard-Magazin nicht. Tatsächlich hatte sich Jannik Vestergaard bei Twitter tags zuvor über die gewalttätigen Ausschreitungen beim Spiel Bröndby – Kopenhagen beklagt, bei denen ein Ordner bewusstlos geschlagen wurde. Richtig auch, dass Vestergaard forderte, die Täter hinter ‚Schloss und Riegel’ zu bringen. Von ganzen Fangruppen oder gar Ultras war allerdings nie die Rede. Jannik Vestergaard fühlte sich zurecht falsch zitiert und stellte auf der Homepage seines Vereins Borussia Mönchengladbach klar, dass sich seine Kritik alleine auf die Täter in Kopenhagen, aber keinesfalls auf Fans oder Ultras im Allgemeinen bezogen hatte. Zusätzlich sprach er Fans und Ultras im Besonderen für ihre Unterstützung der Mannschaft seinen Respekt aus.

Anstelle die Falschmeldung klarzustellen, legte die Bild-Zeitung noch eine Schüppe drauf. Im sozialen Netzwerk Twitter schrieb Bild-Chefredakteur Julian Reichelt, die Distanzierung Vestergaards vom Artikel sei nur aus »Angst vor den Ultras« geschrieben worden. Reichelt warf dem Verein und der Internetseite bildblog im Weiteren vor, Gewalttäter decken zu wollen. Wie viel die Bild-Zeitung von Rechtstaatlichkeit und Unschuldsvermutung hielt, wurde in einem Tweet Reichels einige Minuten später deutlich. Der Chefredakteur des Boulevard-Magazins kündigte an, in Zukunft »scharf gestochene Nachrichtenfotos« aus den Bundesliga-Fankurven zu veröffentlichen, um Fans öffentlich an den Pranger zu stellen. Wie gut das funktioniert, zeigt die Berichterstattung der Bild-Zeitung zu den G20-Protesten, bei denen Fotos von angeblichen Gewalttätern in der Zeitung veröffentlicht wurden. Eine Frau wurde mit zwei angeblich gestohlenen Flaschen Robbie-Bubble-Sekt abgelichtet, ein weiterer »Verbrecher« wurde unter dem Vorwurf portraitiert, einen Böller auf einen Polizisten geworfen zu haben. Die Hamburger Polizei, die sich mit Selbstkritik zum G20-Einsatz stark sonst zurückhielt (…und bis heute zurückhält) sah sich schließlich genötigt, öffentlich zu erklären, dass letzterer »Verbrecher« überhaupt nicht tatverdächtig sei und rief auf, die »Internet-Fahndung« zu beenden. Bevor die Bild-Zeitung also richtig angefangen hat, Polizei zu spielen, ist sie bereits gescheitert.

Obwohl in einem Rechtsstaat allein Richter*innen zur öffentlichen Fahndung aufrufen dürfen, und nur die Polizei den Auftrag zur Fahndung erhält, präsentiert sich die Bild-Zeitung neuerdings als Retter und Helfer beider Institutionen. Abgesehen davon, dass das Verhalten der Zeitung vollkommen unrechtmäßig ist, scheint zu allem Überfluss korrekte Recherche bei der Bild-Zeitung zweitrangig zu sein. Vereine und die DFL stehen nun in der Pflicht, zu verhindern, dass ein Stadionbesuch allein reicht, um am nächsten Tag in der Bild-Zeitung am Pranger zu stehen. Um auf diese höchst beunruhigende Entwicklung hinzuweisen, haben wir uns entschieden, den Spieß mit unserem Transparent beim heutigen Spiel umzudrehen.