Nein zur Zerstückelung der Spieltage

September 23, 2018 in Allgemein

Moin Werderfans!

Aktuell ruft ein breiter Zusammenschluss verschiedener Fanszenen aus Deutschland zu einem Stimmungsboykott auf. Grund dafür ist vor allem die aktuelle Entwicklung rund um die zunehmende Spieltagszerstückelung. Geeinigt wurde sich für den Protest auf den kommenden, unter der Woche stattfindenden, 5. Spieltag.  Außerdem wurde sich für ein zeitnahes Zeichen entschieden, da die DFL diesen Monat den TV-Vertrag und infolge dessen auch die groben Rahmenspieltage für die Saisons ab 2021/2022 ausarbeiten wird. Grund genug, die eigene Kritik an den fanunfreundlichen Anstoßzeiten und aktuellen Entwicklungen in die Stadien zu tragen.

Wir stimmen zu, dass es nicht darum gehen kann, möglichst viel Kohle aus den TV-Verträgen rauszupressen und dabei darauf zu scheißen, dass die Fans, die an einem Montag hunderte Kilometer fahren, um ihren Verein zu unterstützen, es nach Abpfiff um 22:15 Uhr kaum noch schaffen, nach Hause zu kommen. Wir haben keinen Bock auf Zustände wie in Spanien, wo die Spiele aufgrund ihrer Anstoßzeiten fast nur noch für Leute vor dem Fernseher zu verfolgen sind. Für uns muss es um das Herzstück der Vereine gehen, um diejenigen, ohne die das ganze Spektakel nur halb so interessant wäre: um die Fans.

Auch wenn es sinnvoll ist, die DFL und den DFB in den Fokus der Kritik zu nehmen und Druck aufzubauen, ist es unserer Meinung nach etwas zu kurz gedacht, nur diese beiden Akteure zu adressieren, da sich vor allem die Vereine aktiv für die Faninteressen einsetzen und Druck aufbauen müssen. Es kann nicht damit getan sein, im Stadion „Fick dich DFB“ zu rufen und gleichzeitig nicht den Dialog und die Diskussion mit den Hauptverantwortlichen im eigenen Verein zu suchen. Denn auch wenn der DFB und die DFL natürlich zu den Hauptprotagonisten gehören, darf nicht vergessen werden, dass auch ein Großteil der Vereine der oberen Spielklassen für die Spieltagszerstückelung verantwortlich war und ist und in den Chefetagen der Vereine gerne die Faninteressen ignoriert werden, sobald ein größerer Profit in Aussicht ist.

Fußball ist eine Ware in einer Warengesellschaft. Wer glaubt, dass man die Uhr zurückdrehen kann, indem man nur einzelne Punkte oder Symptome eines großen Problems anprangert, ist naiv. Für uns gilt es heute wie damals, das große Ganze in den Blick zu nehmen, gegen eine kapitalistische Verwertungslogik anzukämpfen, dagegen, dass Kohle wichtiger ist als der einzelne Mensch und sich für eine solidarische Gemeinschaft innerhalb und außerhalb des Fußballs einzusetzen. Dazu gehört für uns auch, dass Rassismus, Sexismus und Homophobie keinen Platz im Stadion und außerhalb haben.

Auch deswegen wollen wir die Aktion der Fanszenen nicht einfach mittragen. Dieses Zweckbündnis mag für einige Ultràgruppen die vermeintlich einzige Lösung sein, um etwas zu verändern und wir begrüßen, dass sich Leute zusammenschließen und gemeinsam für ihre Interessen eintreten. Für uns ist allerdings wichtig, mit wem man so ein Bündnis eingeht. Einige der vielen Gruppen stehen absolut gegen unsere Grundwerte, weswegen wir nicht das kleinere Übel wählen und uns weder mit den Parteien an einen Tisch setzen, noch den angedachten Stimmungsboykott komplett mittragen werden. Nicht um jeden Preis. Der Kampf gegen die Zerstückelung der Spieltage und für fangerechte Anstoßzeiten ist auch ein Kampf für unsere Freiheit. Die Freiheit, in unserer Kurve zu stehen. Die Freiheit, das Spiel unseres Vereins live im Stadion zu erleben, egal wo und wann es stattfindet. Darum macht es keinen Sinn für uns, in diesem Kampf mit anderen Fanszenen und Gruppen zusammen zu arbeiten, die teilweise in ihren Kurven, aus freien Stücken heraus, die Freiheit von beispielsweise Homosexuellen, Frauen oder nicht weißen Menschen, einschränken oder sie gar nicht erst in ihren Reihen dulden. Fußball und Ultrà ist Freiraum. Um diesen zu erhalten, gilt es aktiv zu werden. Deshalb wollen wir ein Zeichen setzen, allerdings ohne im Einheitsbrei der anderen deutschen Fanszenen mitzuschwimmen, in dem leider, sicher nicht alle, aber trotzdem viel zu viele andere Gruppen und Szenen vertreten sind, die bereits mehrfach durch diskriminierendes Verhalten, Spruchbänder oder Aktionen aufgefallen sind.

Wir wollen symbolisch Bezug nehmen auf die Anstoßzeiten unseres Dienstagsspiels. Beim Hertha-Heimspiel werden wir 18:30 Minuten lang statt 20 Minuten, unseren Support ruhen lassen. Wir laden alle ein, sich uns anzuschließen.

Infamous Youth, Caillera, UltrA-Team Bremen und Intesa Verde im
September 2018

Am Ball bleiben

September 16, 2018 in Allgemein

Moin Werderfans,

wir haben uns über die fast ausnahmslos positiven Reaktionen auf unsere heutige Spruchband-Aktion extrem gefreut. Wir möchten uns von Herzen bei allen Werderfans bedanken, die uns dabei unterstützt haben! Gemeinsam konnten wir heute in der Ostkurve ein beeindruckendes Statement gegen Faschismus und Menschenfeindlichkeit setzen. Danke an euch alle!

Nichtsdestotrotz – wir sind wütend. Der seit Jahren andauernde Rechtsruck und die Untätigkeit vieler politischer und gesellschaftlicher Akteure hat Neonazis weiter gestärkt. Das Klima ermutigt „besorgte Bürger*innen“ und große Teile der gesellschaftlichen Mitte die hässliche rassistische Fratze immer offener zu zeigen. Nicht nur in Chemnitz und Köthen, sondern überall im Land wird es immer kälter für alle die nicht in das Weltbild der Rechten passen. Viele Übergriffe sind seit Jahren oftmals nur noch Randnotiz in Lokalblättern – so normal sind sie in Deutschland mittlerweile geworden. Wir sind darüber verdammt wütend.

Wütend sein und meckern alleine wird die Zustände allerdings nicht wieder beseitigen können. Wir müssen aktiv(er) werden und unsere Wut in überlegten Aktionen den Rassist*innen und Neonazis entgegensetzen. Dabei ist für uns alle als Werderfans natürlich in erster Linie das Stadion und der Spieltag eine Bühne in der wir klar zeigen: Kein Fußbreit den Faschist*innen. Kein Fußbreit ihrer Ideologie. Hier können und werden wir alle gemeinsam konsequent zeigen, dass bei Werder weiterhin kein Platz für rassistische und diskriminierende Scheisse ist. Alle Werderfans sind hier aufgerufen klare Kante zu zeigen und alle Vorfälle im Keim zu ersticken. Hier ist unsere Homezone, hier können wir versuchen eine Wohlfühloase und einen Wohlfühlkiez für alle – außer natürlich für die Nazis – zu schaffen.

Aber auch über den politischen Fußball hinaus haben wir alle eine Stimme und die Pflicht aktiv zu werden. Schule, Ausbildung, Familie, Uni, Arbeit, Arbeitsamt, Antifa, Kneipe, Disco oder Altersheim – überall gibt es etwas zu tun und die Aufgabe der rechten Scheisse etwas entgegenzusetzen. Werdet aktiv und überlasst Rassismus und Faschismus keinen Raum. Es gilt heutzutage leider überall wachsam zu sein und wenn nötig menschenfeindlichen Einstellungen offensiv entgegenzutreten.

Unser Fußball ist politisch. Im Weserstadion, bei Werderspielen oder sonstwo – kein Fußbreit den Faschist*innen und ihrer Ideologie.

Caillera Ultras

Aktionsspieltag gegen Faschismus

September 11, 2018 in Allgemein

Ciao Ultras & Werderfans,

entsetzt und voller Wut verfolgten wir in den letzten Tagen die Bilder aus Chemnitz und auch Köthen. Augenzeugenberichten zufolge haben die Gewaltexzesse und Aufmärsche der Melange aus Faschos, Wutbürger und „bürgerlicher Mitte“ eine neue Dimension erreicht und schließen in ihrem Ausmaß nahtlos an sowohl Heidenau als auch Rostock-Lichtenhagen an. Videos die zeigen, wie „Adolf Hitler Hooligans“ skandiert und mit Applaus vom Rest des deutschen Mobs versehen wird oder Menschen durch die Straßen gejagt werden, sind nur ein kleiner Einblick in das, was grade in Chemnitz abgeht. Nicht auszumalen, in was für einer Angst diejenigen leben, die anders denken oder eben nicht weiß sind und Tag für Tag mit dieser Scheiße konfrontiert werden.

In der Politik schaut man darüber hinaus seit mindestens drei Jahrzehnten weg und verharmlost den rassistischen Mob, indem man ihn als „besorgte Bürger“ abtut. Die angeblich überforderte Polizei, zeigte erst vor kurzem mal wieder, auf welcher politischen Seite man steht und wen man für gefährlich hält. Na und obendrein gibt‘s noch den Verfassungsschutz, der Rechtsterrorist*innen Jahre lang ermöglichte, durch‘s Land zu ziehen, und auch jetzt nicht sonderlich daran interessiert ist, Klarheit über den NSU und die Verwicklungen des VS ans Tageslicht zu bringen. Unfassbar, dass sich dann auch noch der Chef dieser Institution – Hans-Georg Maaßen – vor die Kameras stellt und allen Ernstes behauptet, es hätte keine rassistischen oder rechtsradikalen Ausuferungen gegeben, bzw. sei ihm darüber nichts bekannt.

We are fucking angry!

Wenn wir schon nicht nach Chemnitz fahren, um uns den Faschos entgegen zu stellen, so lasst uns unsere Wut über das, was derzeit abgeht, in der Kurve bündeln und gemeinsam zum Ausdruck bringen! Am nächsten Heimspieltag (16.9.) gegen den 1. FC Nürnberg, rufen wir zum Aktionsspieltag gegen Faschismus und sonstigen Müll auf. Seid kreativ, malt Spruchbänder, die wir alle gemeinsam zum Einlauf der Mannschaften in Halbzeit Zwei präsentieren – auch wenn es nur ein stumpfes „Werderfans gegen Rassismus“ ist.

Damit es alle Spruchbänder auch durch die Einlasskontrolle schaffen, teilt uns doch bitte bis zum 13.9. den Wortlaut mit, damit wir diese bei der Fanbetreuung anmelden können oder lasst sie selber der Fanbetreuung zukommen.

Caillera Ultras, September 2018