Mäurer und die Bedrohung aus der Fankurve – Teil 572
April 22, 2020 in Allgemein
Kein Tag vergeht ohne Wasserstandsmeldungen zur anhaltenden Covid19-Pandemie und noch immer wird wild diskutiert, wann das runde Leder wieder rollen darf. Derzeit haben sich die Vereine der DFL darauf geeinigt, den unterbrochenen Spielbetrieb am 9. Mai wieder aufzunehmen und die Saison fortan unter Ausschluss von Zuschauer*innen fortzuführen. Und während daraufhin in den Fanszenen der Republik berechtigte Kritik an dieser Entscheidung laut wird, minimiert Innensenator Ulrich Mäurer die Hoffnung der Werder-Geschäftsführer auf eine baldige Fortsetzung, indem er sich vorbehält, entsprechende Veranstaltungen in Bremen abzusagen beziehungsweise zu verbieten.
Ein gefundenes Fressen für die hiesige Presse, schließlich bietet die Hassliebe zwischen Mäurer, Werder und der DFL seit einigen Jahren genügend Gesprächsstoff für die Daily Soaps von Weser Kurier, Radio Bremen und wie sie alle heißen. Und so schließt die neue Staffel nahtlos da an, wo die letzte endete. Denn nach der Inrechnungstellung der Polizei-Einsätze bei Risikospielen, die nach der Entscheidung der DFL in letzter Instanz den SV Werder treffen würde, bedeutet ein landesweites Verbot erneut einen finanziellen Wettbewerbsnachteil, den der Innensenator zu verschulden hat.
Doch was macht Ulrich Mäurer, wenn er negative Presse bekommt? Er kanalisiert diese ganz einfach auf die Ultras, indem er behauptet, es gäbe den Grund zur Annahme, die organisierte Werder-Fanszene würde den Ablauf der Geisterspiele stören wollen. Damit beweist er jedoch wieder einmal nur seine Stümperhaftigkeit und Unwissenheit, denn bereits das boykottierte Montagsspiel, welches zum Geisterspiel deklariert worden ist, wurde unter dem Vorwand einer Fanszene-Versammlung und trotz einiger Appelle der Szene an die Vernunft der Werder-Fans abgesagt. Von einer inhaltliche Auseinandersetzung mit den veröffentlichten Kommuniqués kann hier kaum die Rede sein. Was hier versucht wird ist die Denunziation jener Gruppen, die seit Jahren gesellschaftliches Engagement leben und in den vergangenen Wochen all diejenigen unterstützt haben, die der soziale Struggle rund um die Covid19-Pandemie gerade hart trifft.
Unabhängig davon halten wir daran fest, dass die Fortführung der Bundesliga ein Fehler ist und damit ein Risiko für alle Beteiligten in Kauf genommen wird, das mit keinem Geld der Welt zu entschädigen ist. Dies zeigen unter anderem auch die jüngst geleakten Überlegungen zu Schutzmaßnahmen während des Spielbetriebs. Vereine und Verbände sollten die Zeit nutzen, um ein Umdenken in Bezug auf den Fußball zu forcieren, statt das bereits wackelnde Kartenhaus vor dem bevorstehenden Einsturz bewahren zu wollen.
Caillera im April 2020