Review: »Blut muss fließen«

Oktober 29, 2012 in Veranstaltungen

Am Mittwoch, den 24.10.2012 fand im OstKurvenSaal des Weserstadions zwischen 16 und 22 Uhr eine öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema »Nazimusik« statt. Rund 300 Besucher_innen nahmen sich unter der Woche Zeit für die wichtige und offensichtlich dringend nötige Auseinandersetzung mit dem Thema.

Den Auftakt bot die Präsentation des Films »Blut muss fließen« in der längeren Fassung. Der Film zeigt Undercover-Aufnahmen von Nazikonzerten und die Unmöglichkeit, auf diese bei staatlichen Stellen bis hin zum Bundesinnenministerium aufmerksam zu machen. Die lange Fassung bietet zudem einen Einblick in die europäische Verknüpfung der verschiedenen Bands.

Anschließend gab es einen Vortrag zu der lebendigen Naziszene in und um Bremen. Mit ca. 40 Bands im direkten Umland ist Bremen eine Hochburg der faschistischen Musikszene. Ein Tonstudio in Schwarme produziert seit zehn Jahren ungestört deren Publikationen. Mit »Endstufe« ist die älteste Naziband aus dem Bremer Umland und mit »Kategorie C – Hungrige Wölfe« die deutschlandweit einflussreichste hier beheimatet. Diese stehen dem Fußball über die Hooligangruppe »Standarte 88« nahe und zeigen eindrucksvoll die Verbreitung von faschistischen Werten über die Naziszene hinaus. So singen vermeintlich unpolitische Fußballfans auch heute Lieder dieser und ähnlicher Bands. Die Texte von Kameradschaft, Stärke und eindeutigen Feindbildern finden zu oft dankbare Hörer_innen.
Ein zweiter Vortrag beschäftigte sich mit den gegebenen Gegenstrukturen. Wo gibt es Informationen? Wie kann ich mich organisieren?

Um 19:30 Uhr wurde der Film ein zweites Mal in kürzerer Fassung gezeigt. In dieser Feierabendschau fehlte der internationale Einblick, aber die Problematik und der Erfolg von Nazimusik wurde auch hier deutlich. Im Anschluss wurde in offener Runde sowohl über die Bremer Naziszene als auch über den Film gesprochen. Dieser hat bis heute nur geringe Unterstützung von öffentlich-rechtlicher Seite bekommen. So habe zwar der »NDR« einen Bericht mitsamt Empfehlung gesendet, aber kein Interesse an der Produktion bzw. finanzieller Beteiligung gezeigt. Im Zuge weiterer Vorführungen habe sich glücklicherweise ein Druck entwickelt, der nicht an den Sendern vorübergehe. Das Ziel der Filmmacher_innen sei eine Wiederbelebung der politischen Dokumentation im Fernsehen.

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmer_innen und freuen uns auf weitere Veranstaltungen. Faschismus ist kein Randthema, sondern in unserer Gesellschaft tief verwurzelt.

Caillera – Ultras SVW