Stellungnahme zu den Vorkommnissen am Mittwoch

November 2, 2019 in Allgemein

Der Angriff durch die Polizei in der ersten Halbzeit des DFB-Pokalspiels gegen Heidenheim hat mehrere Verletzte gefordert. Zwei Protest-Banner, die sich gegen den Verkauf der Namensrechte des Weserstadions richten, wurden von den staatlichen Repressionsorganen und dem Ordnungsdienst geraubt.

Aufgrund der Vorfälle war es uns und den anderen Ultràgruppen nicht möglich unsere Mannschaft weiter zu unterstützen. Wir sind traurig und wütend über diesen Umstand. Das brutale Vorgehen der Polizei ist ein direkter Angriff auf das fanpolitische Engagement der Fanszene und die Meinungsfreiheit in unserem Stadion, den wir nicht unbeantwortet lassen konnten. Für uns gibt es nichts Schöneres als in der Kurve zu stehen und unseren SV Werder anzufeuern. Gleichzeitig sind wir keine Dienstleister*innen in Sachen Unterstützung der Mannschaft, die sich alles gefallen lassen. Am vergangenen DFB-Pokalabend blieb uns daher keine andere Wahl als die schmerzhafte Entscheidung zu treffen den Tifo einzustellen und das Stadion zu verlassen.

Aus dem Vorfall ergeben sich für uns einige Fragen, die zeitnah zu klären sind. In erster Linie erwarten wir von der Geschäftsführung des SV Werder eine Antwort darauf, wer den Einsatz veranlasst hat. Hat sich die Polizei wiederholt über das Hausrecht des SV Werder hinweggesetzt oder will die Geschäftsführung den Protesten gegen den Verkauf des Stadionnamens ein Ende mit Schrecken setzen? Welche Rolle spielt der Käufer der Namensrechte des Weserstadions bzgl. des Vorgehens des Ordnungsdienstes und der Polizei?

Zu sprechen sein wird auch über die Stadionmoderation, deren Appell nach unserem Verlassen des Stadions Bände spricht und Konsequenzen haben wird. Fingerspitzengefühl und Objektivität ließen auch die Twittermeldungen der PR-Abteilung vermissen: parallel zu den Vorfällen wurden Falschmeldungen veröffentlicht, die das Potential hatten, die Situation weiter eskalieren zu lassen. So wurde behauptet es habe Angriffe auf Unbeteiligte und Ordner durch Ultras gegeben. Obwohl inzwischen offizielle Mitarbeiter des Vereins erklärt haben, dass es zu keinen Angriffen dieser Art gekommen ist, hat die Social-Media-Abteilung die Meldungen nicht richtiggestellt.

Ein trauriger Nebenaspekt der Geschehnisse ist die Reaktion von Teilen der Ostkurve auf unsere Entscheidung das Stadion zu verlassen. Häme und Gesten des Triumphes brachen sich Bahn. Diese Reaktionen überraschen uns nicht. Wir kennen die Pfeifkonzerte gegen die Mannschaft aus dem Oberrang, wenn es sportlich nicht gut läuft und vergessen auch in besseren Zeiten nicht, wozu ein Teil des Publikums fähig ist. Diese Klientel pöbelte am Mittwoch gegen die Ultràszene. Enthusiasmus entwickeln diese Wutfans nur dann, wenn sie sich echauffieren können. Wir wissen seit vielen Jahren, dass es mit diesen Leuten keine gemeinsame Basis gibt. Viele Versuche der Ansprache sind gescheitert. Es ist bezeichnend, dass es außerhalb des Ultràspektrums kaum ernstzunehmende Organisierung von Werder-Fans gibt. Anstatt sich für Grün-Weiss zu engagieren und sich konstruktiv mit der Ultràszene zu beschäftigen, kriegen diese traurigen Reliquien einer längst vergangenen, schlechteren Zeit vor allem dann das Maul auf, wenn es etwas zu motzen gibt.

Bedanken möchten wir uns für die Solidarität und Unterstützung vieler Werder-Fans. Einige haben sich uns beim Verlassen des Stadions angeschlossen oder aufbauende Worte mit auf den Weg gegeben. Schön, dass ihr da seid! Ein großes Dankeschön auch an die Ultras aus Heidenheim, die sich solidarisierten.

Infamous Youth und Caillera Ultras im November 2019

Sonderzug nach München!

Oktober 24, 2019 in Allgemein

Moin Werderfans,

zum Auswärtsspiel nach München – am 14.12.2019 – rollt erneut ein Sonderzug!

Die Tickets hierfür gibt es ab dem Pokal-Heimspiel gegen Heidenheim am OKS (Ostkurvensaal).
Die Abfahrtszeit wird bei ca. 5 Uhr liegen.

Preise:

  • Zugticket inkl. Eintrittskarte | 90€

Bei Fragen stehen wir selbstverständlich zur Verfügung.

Weitere Infos folgen.

Infamous Youth
UltrA-Team Bremen
Intesa Verde
Caillera

Gegen Nazis und Repression – Solidarität mit den Verdener Sechs!

September 17, 2019 in Allgemein

Bremen, Verdener Straße, 19. April 2015. Werder Bremen führt im nahegelegenen Weserstadion gegen den Hamburger SV mit 1:0. Wenige Minuten vor Abpfiff machen sich ca. 15 antifaschistische Werder-Ultras auf den Weg zum Weserstadion. Sie hatten das Spiel aufgrund von Stadionverboten, die sich später größtenteils als unberechtigt erweisen sollten, in einer Kneipe schauen müssen. Auf dem kurzen Fußmarsch zum Stadion kommen sie an einer anderen Gaststätte vorbei, dem Verdener Eck. Im und am Verdener Eck befinden sich an jenem Tag zahlreiche Nazis aus der Hooligan-Szene, darunter bundesweit bekannte Gestalten wie Hannes Ostendorf (Sänger „Kategorie C“) und Marcel Kuschela (HoGeSa). In der Werder-Fankurve können sich die Nazis längst nicht mehr blicken lassen. Dank Werders Ultra-Gruppen, die mit dem Rückhalt der übrigen Fanszene die rechten Hooligans aus dem Stadion vertrieben haben.

An diesem Tag sind die ca. 15 Ultras am Verdener Eck aber klar in der Unterzahl und versuchen, rasch an den Nazihools vorbeizukommen. Dennoch werden sie nach einer kurzen Pöbelei angegriffen. Zum eigenen Schutz begeben sie sich zum nur rund 200 Meter entfernten Weserstadion. Dort werden sie von der Polizei empfangen und eingekesselt. Die übrigen Ultras strömen derweil aus der Ostkurve vor das Stadion, um ihren Freund*innen beizustehen. Sie sammeln sich an der Kreuzung zur Verdener Straße und warten darauf, dass die Polizei den Kessel auflöst. Kaum ist dies geschehen, treibt die Polizei zig Ultras in einer brutal mit Schlagstock und Pfefferspray durchgesetzten „Sprinträumung“ von der Kreuzung in die Verdener Straße hinein. Geradezu in die Arme der Nazi-Hooligans, die teilweise immer noch im und am Verdener Eck warten. Es kommt, wie es kommen musste.

Im Zuge der Auseinandersetzung greift sich ein Hooligan eine leere Bierkiste und streckt damit einen Ultra nieder. Ein Anwohner filmt, wie dieser Hooligan daraufhin von Freunden des niedergestreckten Ultras gestellt wird. Diese Aufnahme wird den Beteiligten schließlich zum Verhängnis. Einer von ihnen, Valentin, wird ein Jahr später nach langer Untersuchungshaft zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Alles zu diesem Prozess und zu der fast beispiellosen Solidaritätswelle für Valentin könnt ihr auf der damals eingerichteten Soli-Internetseite nachlesen. Der letzte Eintrag dort vom 28. Juni 2016 endet mit den Worten:

Unsere Arbeit ist noch lange nicht vorbei! Es werden weiterhin immense Kosten aus dem jetzigen Verfahren auf uns zu kommen, aber auch die kommenden Verfahren werden einiges an Kohle beanspruchen!

Genau an diesem Punkt befinden wir uns jetzt. Denn mittlerweile sind auch die Strafverfahren der sechs anderen Ultras abgeschlossen, die nach Ansicht der Bremer Justiz an der Auseinandersetzung mit dem Bierkisten-Hooligan beteiligt waren. Lange Zeit stand ihre berufliche und finanzielle Existenz auf dem Spiel, denn Polizei und Staatsanwaltschaft hatten den Vorfall nach haarsträubend einseitigen Ermittlungen zu einem Schwerverbrechen hochstilisiert. Nur weil es der Verteidigung gelang, selber wichtige Beweismittel wie eine Videoaufnahme des Schlags mit der Bierkiste in das Verfahren einzubringen, konnte dem Gericht letztlich ein halbwegs realistisches Bild vom tatsächlichen Geschehen vermittelt werden. So wurde am Ende nur einer der sechs wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung verurteilt und muss eine Geldstrafe in Höhe von 90 Tagessätzen á 30 Euro berappen. Die Verfahren gegen die anderen fünf wurden jeweils gegen Geldauflagen von bis zu 5.000 Euro gemäß § 153a StPO eingestellt. Zu diesen Strafgeldern hinzu kommen natürlich noch Anwalts- und Gerichtskosten in beträchtlicher Höhe. Nach einigen Soli-Partys und einer T-Shirt-Aktion ist somit aktuell noch ein Betrag von rund 17.500 Euro offen.

Auf diesen Kosten sollen die Verdener Sechs nicht sitzen bleiben. Denn die Auseinandersetzung, aufgrund derer sie verurteilt wurden, gehört letztlich zu einem politischen Konflikt mit Nazi-Schlägertypen, den auszutragen eine Notwendigkeit war und bleibt. Davon profitieren wir alle, die wir in den Fankurven und anderswo Orte vorfinden wollen, an denen ein respektvoller und solidarischer Umgang untereinander herrscht und wo es egal ist, welche geschlechtliche oder sexuelle Identität man hat, wo man herkommt, welche Hautfarbe und welchen Schulabschluss oder wie viel Kohle man hat. Darum zeigt euch solidarisch mit den sechs antifaschistischen Bremer Ultras und helft mit eurer Spende, sie von den hohen Kosten zu entlasten. Solidarität ist unsere Stärke!

Nutzt dazu einfach das folgende Spendentool oder überweist direkt auf unser Konto:

Kontoinhaber: Grün-Weiße Hilfe e. V.
IBAN: DE19430609672039046400
BIC: GENODEM1GLS
Verwendungszweck: Verdener Sechs

Kommuniqué zum Aktionsspieltag

August 16, 2019 in Allgemein

Moin Werderfans,

mit dem Aktionsspieltag starten wir unseren Protest gegen die Umbenennung des Weserstadions. Wenn am Samstag in der Ostkurve Spruchbänder und andere optische Elemente zu diesem Thema gezeigt werden, setzen wir ein deutliches Zeichen gegen den Ausverkauf der Merkmale, die unseren Verein einzigartig machen. Unter dem Leitspruch „Weserstadion bleibt Weserstadion“ werden wir in den kommenden Jahren unseren Protest zum Ausdruck bringen und dafür sorgen, dass der Käufer den Namen seines Unternehmens nicht in unserer Stadt etablieren wird.

Geschäftsführung und Aufsichtsrat haben sich auf einen Deal mit einem windigen Geschäftspartner eingelassen, der über die lange Vertragslaufzeit in der Außenwahrnehmung einen Zusammenhang zwischen unserem SV Werder und seiner Immobilienfirma herstellen möchte. Das Geschäftsmodell des Sponsors ist die Spekulation mit Immobilien und damit auch mit Wohnraum. Er trägt direkt zu der Steigerung der Mieten bei, die uns alle betrifft und unser Leben beeinträchtigt. Das Unternehmen profitiert von einer sozialen Ungerechtigkeit, die in den letzten Jahren unerträgliche Ausmaße angenommen hat. Die Entscheidung der Vereinsführung für diesen Sponsor ist ein Hohn gegenüber einer der zentralen gesellschaftlichen Notlagen unserer Zeit. Werder Bremen lässt sich als Türöffner des Unternehmens für den norddeutschen Markt instrumentalisieren.
Die Nennung des Firmennamens hat bereits in alle offiziellen Nachrichten des SV Werder Einzug erhalten. Beschilderungen im Stadtbild und die Fassade unseres Stadions werden folgen. Das Image unseres Vereins nutzt der Sponsor als Feigenblatt, um zu verdecken, worum es ihm geht: nämlich um Rendite und Profitmaximierung, nicht um die Erfüllung menschlicher Bedürfnisse, wie ein bezahlbares Dach über dem Kopf. Soziale Verantwortung, so zeigt sich wiederholt, ist für die Geschäftsführung nicht mehr als ein Lippenbekenntnis. Sie dient ihr primär als Slogan zur Außendarstellung.

Der Verkauf der Namensrechte unseres Stadions ist Ausdruck einer besorgniserregenden Dynamik. Alleinstellungsmerkmale werden für schnelles Geld verscherbelt, ohne zu beachten, dass teilweise irreparable Schäden in der Identifikation der Fans entstehen. Ökonomische Aspekte alleine sind nicht die einzigen Faktoren, die die Existenz unseres Vereins sichern. Die Liebe für Grün-Weiß ist in unserer Stadt und weit darüber hinaus verbreitet. Sie hat den Weg aus so mancher Krise geebnet und ist mit Geld nicht aufzuwiegen. Die Liebe für Werder gründet darauf, dass unser Verein unverwechselbar ist. Ihn zeichnet aus, dass er sich in so mancher Frage den Zwängen des Marktes mit klugen Schachzügen entzieht. Das ist eine wichtige Grundlage für die Begeisterung der Fans, die die Mannschaft trägt.

Kein Mechanismus im Fußballgeschäft ist alternativlos. Das hat die Werder-Geschäftsführung über Jahre gezeigt. Wir wissen, dass unser SV Werder in dem harten Konkurrenzkampf in der Bundesliga auf zusätzliche Finanzierungsquellen angewiesen ist. Der Ausverkauf der Identifikationsmerkmale, die Grundlage für Zuneigung und Begeisterung für unseren Verein ist, kann nicht der Weg sein, um etwaige Standortnachteile zu kompensieren.

Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass unser Verein sein Gesicht bewahrt. Wir kämpfen dafür, dass sein unverwechselbarer Charakter erhalten bleibt. In Anbetracht der Entwicklung des Fußballgeschäfts fragen wir uns mit großer Sorge, ab welchem Betrag unser Vereinsname käuflich wäre, sobald die rechtlichen Voraussetzungen hierfür geschaffen sind. Dem Ausverkauf der Merkmale, die unseren Verein einzigartig machen, stellen wir unseren unversöhnlichen Protest entgegen. Das ist erst der Anfang. Unser Protest ist langfristig angelegt und wird auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden.

Infamous Youth und Caillera Ultras im August 2019