Solidarität mit Ultras Braunschweig
September 29, 2013 in Allgemein, Spruchbänder
Eintracht Braunschweigs Fanszene hat ein Naziproblem. Allein diese Tatsache auszusprechen, gilt in Braunschweig als Hochverrat. Dass die Gruppe »Ultras Braunschweig« sich damit nicht abfinden will und deswegen seit Jahren immer wieder auf personelle Überschneidungen zwischen der lokalen Neonaziszene und der aktiven Fanszene hinweist, verdient größten Respekt.
Wir ahnen, wie viel Kraft und Mut es braucht, sich immer wieder gegen Vereinsverantwortliche zu stellen und offensichtliche Missstände anzuprangern, während diese Verantwortlichen bemüht sind, Vorfälle – wie letzte Woche Freitag in Mönchengladbach – herunterzuspielen. Dort kam es beim Spiel gegen Borussia Mönchengladbach zu Angriffen auf die Gruppe »Ultras Braunschweig«. Sie wurden von Angreifer*innen geschlagen, getreten und bespuckt. Begleitet wurde das Ganze von rassistischen und antisemitischen Beleidigungen. Die Angreifer*innen gehören der rechten Hooliganszene des BTSV an. Vor wenigen Tagen kam es dann zum Bruch.
Der Verein reagiert: »Ultras Braunschweig« wird der Zutritt zum Stadion (und damit der Besuch aller Eintracht-Spiele) verboten. Auch die Regionalligaspiele der U23 fallen unter das Verbot. Alle Vereine in den betreffenden Ligen der Braunschweiger Mannschaften wurden informiert und sollen als gastgebende Vereine das Verbot umsetzen.
Wir sind fassungslos. Wir haben in den letzten Jahren schon Erfahrungen mit fragwürdigen Entscheidungen auf Vereins- oder Verbandsebene gemacht, doch diese Entwicklung in Braunschweig ist der traurige Höhepunkt an falsch angegangener Befriedung von Konflikten innerhalb einer Fanszene. Unbegreiflich bleibt für uns, dass der Verein eine Woche nach den körperlichen Angriffen in Mönchengladbach ausgerechnet die Angegriffenen aus dem Stadion verbannt. Noch unbegreiflicher die Erklärung dazu: Es werde sich ausdrücklich von Gewalt distanziert, von Rechtsextremismus und Rassismus ebenso und es würden keine rechten Übergriffe toleriert. Dass diese Erklärung und das nun ausgesprochene Verbot nicht an der Ursache der Probleme – rechten Strukturen innerhalb der Fanszene – ansetzt, sondern eine krasse Täter*innen-Opfer Verdrehung ist, scheint beim Verein Eintracht Braunschweig nicht verstanden zu werden.
Die Gruppe »Ultras Braunschweig« setzt sich seit Jahren für die nun vom Verein propagierten selbstverständlichen Werte mit großem Einsatz ein. Ihr De-facto-Ausschluss aus der Fanszene ändert selbstverständlich nichts an den vorherrschenden Verhältnissen, sondern wirkt wie die einfachste Lösung für die zerstrittene Kurve. Der Verein macht es sich leicht und blendet das eigentliche Problem erneut aus. Mit dem Ausschluss der »Ultras Braunschweig« ist zu befürchten, dass die Fanszene des BTSV zu einer erneut kritiklosen Masse verkommt, die als Sammelbecken für rechte Fans und Hooligans dient. Missstände müssen jedoch angeprangert werden (können). Bei Vereinsverantwortlichen, wie denen von Eintracht Braunschweig, wird mit dieser Einstellung anscheinend ein Kampf gegen Windmühlen geführt. Eine Schande.
Unsere Solidarität gilt deshalb der Gruppe »Ultras Braunschweig«, die sich für wichtige, aber auch selbstverständliche, Werte in der Braunschweiger Fanszene einsetzt. Der nun erfolgte Ausschluss seitens des Vereins ist inakzeptabel und bedarf einer harschen Kritik.
Auch wir kennen starken Gegenwind aus verschiedenen repressiven Instanzen und sprechen mit diesem Wissen »Ultras Braunschweig« allen Mut und alle Kraft zu, diesen schwierigen Weg weiterzugehen. Ihr seid auf der richtigen Seite, bleibt dabei!
Aachen Ultras 1999 & Caillera
Recht(s) durchzusetzen« »07.09.2013 FFM: Polizei geht neue Wege,